Jean Otto Domanski

Eine kurze Einführung in die Hypnosystemische Seelsorge

Seit 2021 unterrichte ich neben meiner Arbeit als Pfarrer hypnosystemische Therapie für Seelsorger und Seelsorgerinnen. Diese Therapieform verbindet die Hypnotherapie mit den Einsichten der systemischen Therapie. Oft gelingt es mit ihrer Hilfe die körperlichen und seelischen Selbstheilungskräfte von Menschen zu aktivieren und ungünstige unbewusste und unwillkürliche Muster in eine gewünschte Rich-tung zu verändern. Manchmal geschieht das auf eine so verblüffende Weise, die an biblische Wundergeschichten denken lässt.

Das bedeutet nicht, dass es eine Garantie für Heilung gäbe oder dass man sie „machen“ könnte. Aber die Wahrscheinlichkeit für heilsame Entwicklungen wird erhöht. Ich weiß, was ich tun und welche Technik ich anwenden muss, und stehe trotzdem oft staunend daneben. Immer wieder sind Menschen bereits nach einer Begegnung mit neuer Hoffnung für ihr Leben nach Hause gegangen, einer Hoffnung, die den Unterschied gemacht hat.


Eine wesentliche Vorgehensweise in der hypnosystemischen Arbeit ist das Erzählen von Geschichten. Gute Geschichten verändern unseren Blick auf die Welt. Wenn sie anschlussfähig sind an unser eigenes Erleben, werden sie von unserem Unbewuss- ten als relevant betrachtet. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um reale Erlebnis- se oder erfundene Geschichten handelt. Auch biblische Geschichten wollen unseren Blick auf die Welt verändern. Wie es schon Rob Bell in seinem genialen Buchtitel formulierte, ist die Bibel eine antike Bibliothek aus Gedichten, Briefen und Geschich- ten, die die Kraft hat, unser Denken und Fühlen in Bezug auf alles zu ändern.


„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“5 , sagt Jesus in den Evangelien. Das in der Regel nicht unsere Alltagserfahrung. Und doch zeigt sich auch in der hypnosystemischen Therapie und Seelsorge, dass unsere Überzeugung oft der limitierende Faktor sind. Das, was wir für möglich halten, entscheidet in einem weitaus größeren Maße darüber, was tatsächlich möglich ist, als uns normalerweise bewusst ist. Jesus fordert seine Nachfolger und Nachfolgerinnen zum Umdenken auf. Und er tut alles dafür, dass seine Jünger und Jüngerinnen entsprechende Erfahrungen machen. Er erzählt Geschichten, die Einstellungen verändern und den Blick weiten. Er lehrt die bezwingende Kraft der Akzeptanz. Er heilt Menschen und vertreibt Dämonen. Er bringt seinen Jüngern und Jüngerinnen bei, Gott ganz zu vertrauen und hemmungslos um alles zu bitten. Und er traut ihnen zu, größere Wunder zu tun als er selbst.